Paul Bril und Werkstatt - Alte Meister I 11.05.2022 - Schätzwert: EUR 30.000 bis EUR 40.000 - Dorotheum (2024)

Paul Bril und Werkstatt - Alte Meister I 11.05.2022 - Schätzwert: EUR 30.000 bis EUR 40.000 - Dorotheum (1)

(Antwerpen oder Breda 1553/54 –1626 Rom)
Bewaldete Flusslandschaft mit Räubern,
Öl auf Leinwand, 91 x 130 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Paul Bril und Werkstatt bestätigt hat. Sein Gutachten liegt in Fotokopie vor. Er datiert das Gemälde um 1626.

Paul Bril hat dieses feine Landschaftsbild in Italien in den 1620er Jahren ausgeführt. Die Komposition, die Wiedergabe des Blattwerks und des Himmels sind für Brils spätere Werke, ab 1620, charakteristisch.

Komposition und Bildgegenstand sind durch eine weitere Version von identischem Format bereits bekannt. Luuk Pijl erhielt 1995 davon durch den italienischen Kunsthistoriker Giorgio fa*ggin Kenntnis, der das Werk 1965 in seinem wichtigen und grundlegenden Aufsatz über die Kabinettbilder Paul Brils veröffentlicht hatte (siehe „Per Paolo Bril“, in: Paragone, XVI, 1965, 185/5, S. 21–35, Abb. 13–40). Dieses und das vorliegende Bild sind in ihrer Qualität gleichrangig.

Den außergewöhnlichen Bildgegenstand, wonach ein Reisender von Banditen ausgeraubt und seiner Kleider entledigt wird, findet sich weder auf einem anderen Bild noch auf einer Zeichnung oder Radierung Brils. Wir treffen auf das Thema erst bei einer späteren Generation von Italianisanten wie beispielsweise Jan Both und seinem Bild Landschaft mit Banditen im Museum of Fine Arts in Boston (siehe F. Duparc, Souvenirs D´Italie. Peintres hollandais de l’Age d’or, Musée des beaux-arts de Montréal, Montréal 1990, S. 90f.). In Boths Version ist das Opfer jedoch bereits seiner Kleidung und anderer Gegenstände beraubt und wird von den Banditen weggetragen. Das Bild soll offensichtlich die Gefahren des Reisens illustrieren. Die Figuren unterscheiden sich stilistisch von jenen, denen wir normalerweise in Brils Bildern begegnen und stammen von einer bis dato noch unbekannten Hand.

Bedauerlicherweise haben wir nur wenige Informationen darüber, wie Brils Werkstatt in Rom organisiert war. Bril war bis zum Ende seines Lebens äußerst produktiv; drei weitere Leinwandbilder sind mit 1626, dem Jahr seines Ablebens, datiert. Während seiner Laufbahn wurde Bril von jungen Künstlern aus dem Norden aufgesucht, u.a. arbeitete Bartolomeus Breenbergh einige Jahre in Brils Werkstatt. Bril arbeitete bei seinen Monumentalausstattungen im Vatikan und anderswo mit versierten Assistenten zusammen. Vermutlich übernahm nach seinem Tod sein Sohn Cyriacus die erfolgreiche Werkstatt.

Paul Bril war der einflussreichste Maler seiner Zeit. Er wurde 1553 oder 1554 in Breda geboren und in Antwerpen bei dem unbekannten Damiaen Oortelmans ausgebildet. Mit Landschaftsbildern auf den Innenseiten von Cembalodeckeln besserte er sein Einkommen auf. 1576 schloss er sich seinem älteren Bruder Mathijs in Rom an und wurde in die Freskomalerei eingeweiht. Nach Matthijs frühem Tod 1583 übernahm Paul Bril mehrere päpstliche Aufträge im Vatikan und in verschiedenen Kirchen und Villen in Rom und Umgebung. Paul Bril war principe der Accademia di San Luca und Mitglied der Gesellschaft der Virtuosi al Pantheon. Als er 1626 starb, hinterließ er ein großes Werk an Wandmalereien, Radierungen, Zeichnungen und Gemälden. Sein Werk ebnete den Weg für Claude Lorrain, der im 17. Jahrhundert der bedeutendste europäische Landschaftsmaler werden sollte.

Nicht vor den späten 1630er Jahren setzte Brils Ausführung juwelenhaft leuchtender Kabinettbilder ein, auf denen sich sein Ruf begründet. Sein Werk wurzelt fest in der Tradition der flämischen Landschaftstradition von Joachim Patinier, Herry met den Bles und Pieter Brueghel. Darüber hinaus war das Frühwerk Hans Bols eine bedeutende Inspirationsquelle für Brils Malerei, ebenso Druckgrafiken von Cornelis Court und Girolamo Muziano. Im Frühwerk verwendete Bril starke Farben und lenkte seine Aufmerksamkeit sehr auf das winzige Detail, während er sich im Spätwerk mehr in Richtung einer monumentaleren Auffassung der einzelnen Elemente und der Gesamtkomposition entwickelte, wie das vorliegende Bild deutlich zeigt.

Experte: Dr. Alexander StrasoldoPaul Bril und Werkstatt - Alte Meister I 11.05.2022 - Schätzwert: EUR 30.000 bis EUR 40.000 - Dorotheum (2)Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Preise umrechnen:

Paul Bril und Werkstatt


(Antwerpen oder Breda 1553/54 –1626 Rom)
Bewaldete Flusslandschaft mit Räubern,
Öl auf Leinwand, 91 x 130 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Paul Bril und Werkstatt bestätigt hat. Sein Gutachten liegt in Fotokopie vor. Er datiert das Gemälde um 1626.

Paul Bril hat dieses feine Landschaftsbild in Italien in den 1620er Jahren ausgeführt. Die Komposition, die Wiedergabe des Blattwerks und des Himmels sind für Brils spätere Werke, ab 1620, charakteristisch.

Komposition und Bildgegenstand sind durch eine weitere Version von identischem Format bereits bekannt. Luuk Pijl erhielt 1995 davon durch den italienischen Kunsthistoriker Giorgio fa*ggin Kenntnis, der das Werk 1965 in seinem wichtigen und grundlegenden Aufsatz über die Kabinettbilder Paul Brils veröffentlicht hatte (siehe „Per Paolo Bril“, in: Paragone, XVI, 1965, 185/5, S. 21–35, Abb. 13–40). Dieses und das vorliegende Bild sind in ihrer Qualität gleichrangig.

Den außergewöhnlichen Bildgegenstand, wonach ein Reisender von Banditen ausgeraubt und seiner Kleider entledigt wird, findet sich weder auf einem anderen Bild noch auf einer Zeichnung oder Radierung Brils. Wir treffen auf das Thema erst bei einer späteren Generation von Italianisanten wie beispielsweise Jan Both und seinem Bild Landschaft mit Banditen im Museum of Fine Arts in Boston (siehe F. Duparc, Souvenirs D´Italie. Peintres hollandais de l’Age d’or, Musée des beaux-arts de Montréal, Montréal 1990, S. 90f.). In Boths Version ist das Opfer jedoch bereits seiner Kleidung und anderer Gegenstände beraubt und wird von den Banditen weggetragen. Das Bild soll offensichtlich die Gefahren des Reisens illustrieren. Die Figuren unterscheiden sich stilistisch von jenen, denen wir normalerweise in Brils Bildern begegnen und stammen von einer bis dato noch unbekannten Hand.

Bedauerlicherweise haben wir nur wenige Informationen darüber, wie Brils Werkstatt in Rom organisiert war. Bril war bis zum Ende seines Lebens äußerst produktiv; drei weitere Leinwandbilder sind mit 1626, dem Jahr seines Ablebens, datiert. Während seiner Laufbahn wurde Bril von jungen Künstlern aus dem Norden aufgesucht, u.a. arbeitete Bartolomeus Breenbergh einige Jahre in Brils Werkstatt. Bril arbeitete bei seinen Monumentalausstattungen im Vatikan und anderswo mit versierten Assistenten zusammen. Vermutlich übernahm nach seinem Tod sein Sohn Cyriacus die erfolgreiche Werkstatt.

Paul Bril war der einflussreichste Maler seiner Zeit. Er wurde 1553 oder 1554 in Breda geboren und in Antwerpen bei dem unbekannten Damiaen Oortelmans ausgebildet. Mit Landschaftsbildern auf den Innenseiten von Cembalodeckeln besserte er sein Einkommen auf. 1576 schloss er sich seinem älteren Bruder Mathijs in Rom an und wurde in die Freskomalerei eingeweiht. Nach Matthijs frühem Tod 1583 übernahm Paul Bril mehrere päpstliche Aufträge im Vatikan und in verschiedenen Kirchen und Villen in Rom und Umgebung. Paul Bril war principe der Accademia di San Luca und Mitglied der Gesellschaft der Virtuosi al Pantheon. Als er 1626 starb, hinterließ er ein großes Werk an Wandmalereien, Radierungen, Zeichnungen und Gemälden. Sein Werk ebnete den Weg für Claude Lorrain, der im 17. Jahrhundert der bedeutendste europäische Landschaftsmaler werden sollte.

Nicht vor den späten 1630er Jahren setzte Brils Ausführung juwelenhaft leuchtender Kabinettbilder ein, auf denen sich sein Ruf begründet. Sein Werk wurzelt fest in der Tradition der flämischen Landschaftstradition von Joachim Patinier, Herry met den Bles und Pieter Brueghel. Darüber hinaus war das Frühwerk Hans Bols eine bedeutende Inspirationsquelle für Brils Malerei, ebenso Druckgrafiken von Cornelis Court und Girolamo Muziano. Im Frühwerk verwendete Bril starke Farben und lenkte seine Aufmerksamkeit sehr auf das winzige Detail, während er sich im Spätwerk mehr in Richtung einer monumentaleren Auffassung der einzelnen Elemente und der Gesamtkomposition entwickelte, wie das vorliegende Bild deutlich zeigt.

Experte: Dr. Alexander StrasoldoPaul Bril und Werkstatt - Alte Meister I 11.05.2022 - Schätzwert: EUR 30.000 bis EUR 40.000 - Dorotheum (3)Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer HotlineMo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion:Alte Meister I
Auktionstyp:Saalauktion mit Live Bidding
Datum:11.05.2022 - 16:00
Auktionsort:Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung:30.04. - 11.05.2022

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Paul Bril und Werkstatt - Alte Meister I 11.05.2022 - Schätzwert:  EUR 30.000 bis EUR 40.000 - Dorotheum (2024)

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Name: Chrissy Homenick

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